Deutsches Spinpasta Wiki
Advertisement
Images-1415553902

„Bitte halten sie Abstand“, riefen die Polizisten. „Abstand halten!“

Eine Menschenmenge hatte sich vor einem Haus versammelt. In der vergangenen Nacht war hier etwas Schreckliches passiert. Etwas sehr sehr Schreckliches.

Die Leute wagten sich nicht zu sprechen und halte zogen erschrocken die Luft ein, als zwei Leichensäcke aus dem Haus gebracht worden.

„Was, was ist hier passiert?“, fragte ein Mädchen und machte Anstalten über die Absperrung zu klettern. „Halten sie bitte Anstand Miss!“, meinte der Polizist nur. Vergeblich versuchte das Mädchen vorbei zu kommen. „Ich muss wissen was hier passiert ist!“

„Na wenigstens hat der Junge es überlebt“, meinte nun eine etwas ältere Frau neben ihr. „Was?“, fragte das Mädchen. „Welcher Junge?“- „Vor einer halben Stunde ist der Krankenwagen mit ihm fortgefahren.“, erklärte die Frau. „Der Arme. Beide Eltern verloren und sein Bruder…“ Die Frau schüttelte den Kopf.

„Was ist hier passiert?“, fragte das Mädchen nur wieder.

„Die Familie die hier wohnt wurde in der letzten Nacht ermordet. Es ist einfach nur schrecklich, dabei waren das so gute Leute. Aber sie hatten nur Pech. Zuerst wird ihr Ältester ins Gefängnis gesteckt, dann wird ihr zweiter Sohn verunstaltet. Und als sie endlich wieder zusammen finden, dreht dieser brave Junge durch und…“, die Frau schlug sich eine Hand vor den Mund und fing an zu weinen.

„S-Sohn?“, fragte das Mädchen verwirrt.

Die Frau nickte und meinte. „Ja, die Woods hatten zwei Söhne. Liu und Jeffrey.“

Dem Mädchen wich alle Farbe aus dem Gesicht. „Was, was ist mit ihnen?“

„Liu wurde ins Krankenhaus gebracht, er hatte Glück, aber sein Zustand ist mehr als kritisch“, meinte nun ein Mann und wandte sich an das Mädchen. „Jeff hat den Verstand verloren. Er ist auf seine eigene Familie losgegangen! Er hat sie alle umgebracht!“

„Er soll sich das Gesicht noch mehr entstellt haben“, meinte nun wieder einer.

„A-alle t-tot?“, keuchte das Mädchen und fing an zu zittern. „E-etwa auch der V-vater?“

„Ja“

Ein Wagen fuhr vorbei und blieb stehen.

„Sarah!“, schrie eine Frau. Das Mädchen drehte sich um.

„Mam?!“

„Was machst du hier? Steig sofort ein!“

„Aber ich…“

„Steig ein!“

Mit eingezogenem Kopf stieg das Mädchen in den Wagen, als ihre Mutter losfuhr.

„Was hattest du in dieser Gegend zu suchen?“, fragte die Mutter und sah ihre Tochter streng an. „Und wie sieht du denn wieder aus? Kannst du dich nicht einmal anständig anziehen! Du hast ein Vorstellungsgespräch für dein Praktikum!“ Missbilligend sah die Mutter die schlichte Kleidung ihrer Tochter an. Diese trug nur einen roten Hoodie, eine schwarze Leggings, einen grauen Schal, welche sie sich vors Gesicht zog und braune Stiefel. Die hellbraunen Haare hingen ihr tief ins Gesicht. Die blau-grünen Augen hatte sie sich rauchig schwarz geschminkt.

„Ich…“, meinte Sarah nur und zerknitterte den Zettel in ihrer Bauchtasche.

„Was hast du da?“, fragte ihre Mutter sofort.

„Nichts!“, meinte Sarah.

„Zeig her!“

„Da ist nichts!“

„SARAH!“

Das Mädchen zuckte zusammen und gab ihrer Mutter den Zettel. Diese glättet ihn auf dem Steuerrad und lass die Notizen. Die Frau seufzte, dann verpasste sie ihrer Tochter eine Ohrfeige.

„Wie oft noch?“, fuhr sie das Mädchen an. „Hör endlich auf!“

„Aber ich…“

„Kein aber! Schluss! Es reicht! Du wirst aufhören nach ihm zu suchen! Ist das klar?“

„J-ja…“

Die Frau seufzte erneut. „Ich hätte es dir nie sagen sollen…“

„Ich wollte doch nur eine Familie“, meinte das Mädchen.

„Ich bin deine Familie. Nur wir Beide. Wir brauchen sonst niemanden.“

„Aber…“

„Kein aber“, meinte die Frau, dann sah sie kurz in den Rückspiegel, bevor sie fragte: „Was war da überhaupt los?“

„Nichts. Ich glaub da wurde nur eingebrochen“, log ihre Tochter.

Der Wagen fuhr weiter.

Später am Abend. Sarah war wieder in der Wohnung von ihr und ihrer Mutter. Sie saß wie immer alleine in ihrem Zimmer. Auf ihrem Bett lag eine Schuhkiste. Das Mädchen saß mit verheulten Augen in der Ecke und starrte diese Kiste an. Sie wollte seit sie dieses Bild gesehen hatte, die Leichen, nur noch heulen. Sie hatte es aber den ganzen Tag runter geschluckt, aber jetzt kam alles hoch.

„Ich habe so lange gesucht“, flüsterte sie. Sie stand langsam auf und nahm ihre Kiste, setzte sich damit an ihren Computer und fuhr ihn hoch. Sie ging die neusten Report-Nachrichten durch. Alles berichtete über den Mord im Hause Woods. Es waren Fotos der Familie zu sehen. Eine Frau, ein Mann, ein Junge der vielleicht zwei Jahre älter als sie war und ein Junge in ihrem Alter.

Tränen liefen über Sarahs Gesicht, als sie den Mann ansah. Dann öffnete sie ihre Schuhkiste. Über all die Jahre hatte sie gesammelt. Alles gesammelt, was sie auch nur die geringste Spur von ihm führen konnte, von ihrem…

„Vater“, schluchzte das Mädchen.

Der Mann auf dem Bild war ihr Vater. Es war nicht zu leugnen. Sie sah ihm ähnlich. Ihre Mutter wollte ihr nie viel über ihren leiblichen Vater erzählen, aber hin und wieder sind ihr Sachen rausgerutscht. Sarah hatte alles gesammelt. Sie zog ihre Geburtsurkunde raus. Da stand der Name. Wie lange hatte sie gesucht, um diese zu bekommen. Es war zwar nur eine Kopie, aber trotzdem. Sie hatte sich extra den Arm gebrochen, um ins Krankenhaus zu kommen, dort hatte sie den Ärzten vorgelogen, sie bräuchte ganz nebenbei noch eine Kopie ihrer Geburtsurkunde. Sie bekam sie, gerade noch rechtzeitig bevor ihre Mutter auftauchte. Diese wollte nicht, dass Sarah nach ihrem Vater suchte.

Jetzt wurde ihr auch klar warum. Ihre Mutter war bloß eine Affäre gewesen. Ihre Mutter hatte eine Affäre mit einem verheirateten Mann, welcher schon zwei Söhne hatte. Und jetzt war sie da, ein Bastard. Sie wollte doch nur eine Familie!

Sie hatte fast die letzten drei Jahre damit verbracht alles über ihren Vater rauszufinden, denn mehr als einen Namen hatte sie nicht.

Ob ihr Vater etwas von ihr wusste? Ob die Frau an seiner Seite von dem Betrug wusste? Ob die Jungs wussten, dass sie eine Halbschwester hatten?

Die Jungs!

Sarah sprang erschrocken hoch. Sie lebten noch! Alle Beide! Sie hatte ihre Brüder!

Hoffnung keimte in ihr auf. Doch sofort hielt sie inne. Einer von ihnen lag mit tödlichen Verletzungen im Krankenhaus, weil der andere… seine Familie umgebracht hatte.

Warum? Warum hatte er das getan? Sarah setzte sich wieder an den PC. Die Frau vor dem Haus hatte irgendetwas gesagt von wegen verrückt geworden und so.

Sarah googelte weiter nach und stieß auf einen etwas älteren Artikel. Sie fand heraus, dass ihre Brüder Probleme mit einer Straßengang hatten. Bei einer ersten Schlägerei wurde Liu in den Jugendknast gesteckt. Aber dann griff die Bande Jeff auf einem Kindergeburtstag mit Waffen an. Er konnte sich verteidigen, allerdings tötete er dabei seine Angreifer und wurde selber gefährlich verletzt und ist seitdem entstellt.

Sarah biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Sollte sie sauer sein? Oder Mitgefühl zeigen?

Endlich, endlich hatte sie ihren Vater gefunden und dann war er tot? Ermordet… von ihrem Halbbruder? Und der Andere war tödlich verletzt? Wäre dies vielleicht nicht passiert, wenn sie da gewesen wäre? Wenn… ihre Mutter! Wenn sie ihr alles erzählt hätte… DANN WäREN SIE NUN ALLE EINE GLüCKLICHE FAMILIE!

„Sarah! Essen fertig!“

„…Ich komme!“, rief das Mädchen und warf einen letzten Blick auf den Bildschirm, bevor sie in die Küche ging.

„Wie war das Vorstellungsgespräch? Du bist sofort in deinem Zimmer verschwunden“, meinte ihre Mutter bei Tisch.

„Ich hab die Stelle“, nuschelte Sarah nur.

„Gut“, meinte die Mutter

Einige Minuten herrschte Stille. Sarah stocherte nur in ihrem Essen rum, was der Mutter auffiel.

„Alles in Ordnung?“

„Ja… Nein“

„Was denn jetzt?“

„Warum hast du mich angelogen?“

„Was?“, ihre Mutter sah sie verblüfft an.

„Du sagtest du kanntest meinen Vater nicht. Du hast gelogen“

„Geht das wieder los…“

„LüG MICH NICHT AN!“

„Was ist los mit dir?“, fragte die Mutter verwirrt.

„Das ist los!“, schrie Sarah und pfefferte den Artikel über die Morde, über Jeff und die Kopie ihrer Geburtsurkunde auf den Tisch. „Du hattest eine Affäre mit einem verheirateten Mann, welcher schon zwei Kinder hatte! Und weil du nicht wolltest, dass euer kleines schmutziges Geheimnis auffliegt, hast du mich ferngehalten?“

Die Mutter starrte nur die Geburtsurkunde an, dann ihre Tochter.

„Kannst du mir das mal erklären?“

Sarah hielt ihrer Mutter die Artikel unter die Nase.

Die Augen ihrer Mutter weiteten sich. „Du warst heute doch da!“, keuchte sie und deutete auf das Foto vom Haus, wo die Polizeiwagen zu sehen waren.

Sarah sagte nichts.

Die Mutter erblickte die Schlagzeile und ihr wich die Farbe aus dem Gesicht.

„Er ist tot“, zischte Sarah. „Willst du mich jetzt vielleicht aufklären? Oder soll ich lieber meine Brüder fragen?“

„Das sind nicht deine Brüder“, meinte die Mutter.

„DOCH!“, schrie Sarah hysterisch. „Wir haben denselben Vater! Wir haben das gleiche Blut, was durch unsere Adern fließt! Sie sind ein Teil meiner Familie! Ob du es willst oder nicht!“

„Was hast du bloß immer mit deiner Familie? Dir liegt wohl das perfekte Mutter-Vater-Kinder-Bild vor Augen! Aber die Welt ist nicht perfekt! Wir sind eine Familie! Du und ich! Diese Kinder haben nichts mit uns zu tun!“

„Falsch“, knurrte ihre Tochter und stand auf. Der Stuhl kippte um. „Du hast nichts mit UNS zu tun!“

Sarah schnappte sich ihre Zettel und ging in ihr Zimmer. Sie zitterte stark. Ihr Herz pochte wie wild und sie schnaubte. Vor lauter Wut schrie sie auf und schlug gegen die Wand.

„Jetzt reiß dich doch zusammen!“, hörte sie ihre Mutter, die ins Zimmer kam. „Jetzt kannst du sowie so nichts mehr an der Situation ändern!“

Sarah drehte sich langsam zu ihrer Mutter, dann knurrte sie: „Ich werde sie suchen“

„Was?“

„Ich werde meine Brüder suchen und wir werden eine Familie!“

„Das wirst du schön bleiben lassen!“

„Du wirst mich nicht davon abhalten!“

„Oh doch!“

Sarah wollte an ihrer Mutter vorbei gehen, doch die hielt sie am Arm fest.

„Lass mich los!“, schrie das Mädchen.

„Du bleibst hier!“

„Nein!“ Das Mädchen schlug um sich.

„Hör auf!“

„Nein! Lass los!“ Das Mädchen riss sich los, schlug aber weiter um sich.

„Jetzt beruhige dich!“

„NEIN!“ Sie verpasste ihrer Mutter einen Schlag. Diese stolperte rückwärts gegen die Tür, schlug sich den Kopf an der Klinke an und blieb regungslos am Boden liegen.

Sarah hielt inne und starrte ihre Mutter an. „M-Mam?“

Keine Antwort.

„Mami?“

Nichts.

Sarah kniete sich besorgt neben sie und hob sanft den Kopf. Sogleich spürte sie etwas nasses warmes. Sie zog ihre Hand unter dem Kopf ihrer Mutter hervor. Blut!

Sarah wich erschrocken zurück.

„Was hab ich getan? Ich… ich habe meine eigene Mutter umgebracht!“

Sie klammerte sich an den Türrahmen, starrte auf ihre regungslose Mutter. Die Wunde an dessen Kopf blutete immer stärker.

„Sarah…?“, keuchte sie jedoch plötzlich.

„Mama!“ Sie kniete sich sofort wieder neben ihre Mutter. „Es, es tut mir leid. Ich wollte das nicht!“

„Sarah…“, murmelte die Frau nur.

„Ich, ich helfe dir“, meinte das Mädchen und stützte ihre Mutter hoch, trug sie in die Küche, wo sie sie auf den Tisch legte. „Ich, ich versorge die Wunde und rufe einen Krankenwagen, o-ok?“

Ohne auf eine Antwort zu warten lief das Mädchen zum Bad, wo der erste-Hilfe-Koffer war. Sie riss den Schrank auf und wühlte darin herum. Die Medikamente fielen nur so zu Boden, dabei stieß sie eine Flasche mit Natronlauge um, welche sich über sie ergoss.

Das Zeug brannte fürchterlich und Sarah schrie schmerzvoll auf. Hastig griff sie nach dem Duschkopf und spülte das Zeug von sich runter. Dass sie das Badezimmer halb unter Wasser setzte, bemerkte sie nicht. Als es nicht mehr brannte, lief sie mit dem Erste-Hilfe-Koffer zurück in die Küche.

Ihre Mutter lag mit weit geöffneten Augen auf dem Tisch, starrte an die Decke.

„Mama? Alles wird gut, ok? Alles wird gut!“

„Was ist mit deinem Gesicht passiert?“, fragte ihre Mutter und strich ihrer Tochter über die Wange.

Sarahs rechte Gesichtshälfte war verätzt. Die Haut war an manchen Stellen sogar ganz blass geworden.

Sie ignorierte dies und zog Tupfer aus dem Kasten, welche sie ihrer Mutter gegen die Wunde presste.

„Ich, ich rufe einen Krankenwagen.“

Das Mädchen eilte zum Telefon und wollte die Nummer wählen. Sie zitterte allerdings so stark, dass sie aus Versehen den falschen Knopf drückte und die letzten Nachrichten der Mailbox abgespielt worden.

„Hallo? Ehm, Sue? Hier ist John.“, ertönte die Stimme eines Mannes.

Sarah drückte irgendwelche Tasten, doch der Anrufbeantworter lief einfach weiter.

„Kannst du mir vielleicht erklären warum du mir nie etwas davon erzählt hast, dass ich eine Tochter von dir habe?“

Sarah blieb das Herz stehen.

„Ich bin ganz bewusst in diese Stadt gezogen, um irgendwie mit ihr in Kontakt treten zu können. Ich hatte es vor meiner Frau zu erklären. Sie ist immerhin meine Tochter! Ich habe ein Recht darauf! Du kannst dich doch gar nicht um Kinder kümmern! Und jetzt versuch nicht es mir auszureden! Ich hab sie gesehen!“

Sarah starrte das Telefon entsetzt an.

„Ich werde dich vor Gericht ziehen! Ich hatte ein Recht zu erfahren, dass aus unserer einmaligen Affäre ein Kind rauskam! Ich werde das Sorgerecht für sie verlangen! Ich weiß zwar nicht, wie ich es meiner Frau sagen soll. Geschweige denn meinen Söhnen, aber ich kann besser für sie sorgen, als du es jemals tun kannst. Im Moment haben wir zwar einige Probleme was meinen ältesten betrifft, aber Jeff könnte eine Schwester im Moment gut gebrauchen! Wie konntest du mir das bloß verschweigen? Ich…“

Sarah schmetterte den Telefonapparat zu Boden, dass dieser zersprang.

Langsam ging sie zurück in die Küche, ihre Mutter hatte sich etwas aufgerichtet. Sie hatte gehört, dass der Anrufbeantworter angegangen war. Sie starrte ihre Tochter an.

„Ich, ich kann alles erklären Sarah…“

„Was erklären?“

Ihre Tochter ging um den Tisch herum, stützte sich an der Küchentheke, blickte ihre Mutter nicht an.

„Du hättest dies nicht hören sollen. Ich wollte doch nur, dass du glücklich bist.“

„Glücklich sagts du… Glücklich wäre ich gewesen, wenn ich eine Familie gehabt hätte“

„Ich bin doch deine Fami-„

„DU BIST EINE LüGNERIN!“

Sarah drehte sich zu ihr.

„Es, es tut mir leid.“

„Es tut dir leid? Was tut dir leid? Das du mich mein ganzes Leben lang belogen hast? Das du meinen Vater belogen hast? Was tut dir leid? Was?“

Sarahs linkes Auge fing an nervös zu zucken. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. In ihren Ohren war ein Geräusch zu hören, wie eine Gabel, die über einen Teller kratzte. Es wurde ihr zu viel! Viel zu viel! Sie hielt es im Kopf nicht mehr aus! All diese Lügen! Dieser Schmerz! Diese Enttäuschungen!

Ihre Mutter senkte den Kopf: „Es tut mir leid, alles. Bitte verzeih mir.“

„Sarah würde dir vielleicht noch verzeihen…“, knurrte das Mädchen. Ihre Stimme hatte etwas bedrohliches an sich genommen.

Die Mutter hob verwirrt und sah ihre Tochter an: „Alles in Ordnung mit dir, Sarah?“

„Sarah ist nicht mehr hier“, zischte das Mädchen und ging auf die Frau zu.

Ein Schrei kam aus der Kehle der Frau.

Das Mädchen hatte sich, ohne dass jemand es bemerkte, ein Küchenmesser aus der Schublade gezogen und hatte es ihrer Mutter in die Brust gerammt.

„Wie fühlen sich solche Schmerzen an, Mutter?“, lachte sie.

Die Frau starrte ihr Kind einfach nur an.

Das Mädchen zog das Messer wieder raus, verpasste der Frau einen Schlag und sie fiel vom Tisch runter. Sie trat ihrer Mutter in die Seite, riss sie an den Haaren hoch und schlug sie mit dem Kopf gegen die Tischkante.

„Stell dich niemals zwischen Sarah und ihre Familie!“

Wieder wurde das Messer in den zappelnden Leib der Frau gerammt. Wieder und wieder. Der Boden war nur so mit Blut getränkt.

„Und ich hasse Lügner!“

Das Messer wurde in die Augenhöhlen gerammt.

Schmerzvoll schrie die Frau auf, als sie ihre Augen entfernt bekam. Das Blut lief nur so über ihr Gesicht.

„BEREUE DEIN LEBEN!“

Das Messer durchstieß den Hals der Frau. Die Messerspitze ragte hinten zwischen den Wirbel hervor.

Keuchende erstickte Laute waren zu hören. Einige Sekunden lang zappelte die Frau noch, dann regte sie sich nicht mehr.

Das Mädchen ließ die Frau los, welche zu Boden sank. Ein irres Grinsen zerrte das Gesicht des Mädchens, während sie genussvoll das Messer in ihrer Hand drehte.

Plötzlich jedoch weiteten sich ihre Augen, sie ließ das Messer fallen.

„Mutter!“, schrie sie und kniete sich neben die Frau. „Oh nein nein nein, Mutter! Das hab ich nicht gewollt! Mutter nein! Steh auf! Bitte steh wieder auf!“ Sie hob die tote Frau ihn ihren Schoss, fuhr der Frau die Haare aus dem blutüberströmten Gesicht.

„Es tut mir leid, es tut mir so leid…“

(Sie hatte es so gewollt)

Sarah sah erschrocken hoch.

„Wer ist da?“

(Nenn mich Samantha, oder auch einfach nur Sam)

„Wer bist du?“

(Mhm)

Sarahs Hand griff nach dem Messer und sie hielt es sich selber an die Kehle. Erschrocken schnappte das Mädchen nach Luft.

(Reicht das als Erklärung?)

„Was willst du? Warum hast du das gemacht?“

(Sie verdienen es nur so)

„Sie war meine Mutter!“

(Na und?)

„Was soll ich jetzt tun?“ Tränen liefen über ihr Gesicht. Aber sogleich verpasste sie sich selber eine Ohrfeige. „Au!“

(Hör auf zu flennen und steh auf)

Sarah tat wie ihr befohlen. „Was, was hast du vor?“

(Na was schon, suchen wir unsere Familie!)

„Du, du meinst meine, unsere Brüder?“

(Ja!)

„Aber… ich, du, wir haben einen Menschen umgebracht. Die Polizei…“

(Dann lassen wir uns besser wohl nicht erwischen)

„O-ok…“

Sarah griff nach dem Messer und steckte es zu den Zettel in ihrer Bauchtasche, als sie blutüberströmt die Wohnung verließ.

Draußen war es dunkel, es regnete. Das Blut wurde von ihren Kleidern gespült. Die wenigen Leute, die ihr begegneten bemerkten sie kaum. Es war nur ein Mädchen in einem roten Hoodie, mit einem grauen Schal vor dem Gesicht. Das einzige Merkwürdige an ihr war: Sie sprach mit sich selber. Aber dies interessierte niemand viel.

Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste: Sarah und Samantha würden noch viele Opfer einfordern. Sarah wollte nur zu ihren Brüdern und Samantha tötete jeden, der ihnen auch nur ansatzweise im Weg stand. Sarah war eine Mörderin, genau wie ihre Brüder: Liu und Jeff.

The End

Advertisement